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Familie
Voelkin-Bächli
Kinder

1955

Thomas

1956

Agnes

1957

Gregor

1962

Lukas

1966

Viktor

Rosmarie Voelkin-Bächli

Name Rosmarie Hulda Voelkin-Bächli
   
geboren am 25. Dezember 1923
in Lauffohr bei Brugg
gestorben 16. Dezember 2002
in Brugg
   
aufgewachsen in Lauffohr, Oberkulm, Kaiserstuhl, Beggingen, Dietikon
   
lebte in Dietikon, Genf, Windisch

Abdankungsrede von Willibald Voelkin zum Tode seiner Frau Rosmarie Voelkin-Bächli in der katholischen Kirche Windisch, 20. Dezember 2002

 

Liebe Trauergemeinde

von Friedrich Schiller stammt der tiefsinnige Gedanke zur Betrachtung der Zeit:

 

Zögernd kommt die Zukunft hergezogen,

Blitzschnell ist das Jetzt entflogen,

Ewig still steht die Vergangenheit.

 

«Blitzschnell ist das Jetzt entflogen» kann man zum Ablauf eines Menschenlebens sagen, auch wenn dieses fast 79 Jahre gedauert hat. Unsere Kirche ist heute schon weihnachtlich geschmückt und genau am Weihnachtstag 1923 hat Rosmarie Voelkin, geborene Bächli, das Licht der Welt erblickt, und zwar ganz in der Nähe, in Lauffohr. Die Kindheit und erste Schuljahre hat sie in Kaiserstuhl verbracht, später in den oberen Klassen in Dietikon. Sie wuchs in einer Grossfamilie auf, zusammen mit sechs Schwestern und zwei Brüdern, wo sie just die Mitte der neun Geschwister einnahm. Nach dem Abschluss der Sekundarschule in den dreissiger Jahren wurde sie zuerst dringend im grossen eigenen Haushalt benötigt. Später arbeitete sie während Jahren in einem zahntechnischen Labor in Dietikon. Nach einem Sprachaufenthalt in Genf wurde sie wiederum im Haushalt der Familie und im väterlichen Geschäft benötigt.

In Dietikon lernte ich meine spätere Frau bei alljährlich stattfindenden geselligen Pfarreianlässen kennen. 1953 haben wir geheiratet und der Ehe entsprossen fünf Kinder. Bis 1965 lebten wir zusammen mit der Familie meines Bruders Bernhard in einem Zweifamilienhaus in Dietikon, wo der Platz allerdings langsam knapp wurde, so dass wir im Oktober 1965 nach Windisch übersiedelten.

Wir haben auf unserer gemeinsamen Wegstrecke viele glückliche Zeiten erleben dürfen bis zu den letzten Lebensjahren meiner Frau, die von ihrer heimtückischen Krankheit überschattet waren. Ein paar Gedankensplitter sollen einige Bereich ihres Lebens in Erinnerung rufen.

Das Familienleben bedeutete meiner Frau alles und die Jahre mit den heranwachsenden Kindern haben ihre ganze Arbeitskraft in Anspruch genommen. An Ruheperioden zu zweit war nicht zu denken und auch unsere gemeinsamen Familienferien waren relativ spärlich. Noch vor dem Kindergartenalter leisteten wir uns einmal eine Woche Erholung, während der wir unsere damaligen drei Kinder in einem Kinderheim unterbrachten. Wir selbst reisten für die paar Tage ins Berner Oberland und auf der Heimreise über den Brünig machten wir in Lungern halt, um bei einem bekannten Holzschnitzer für unsere geplante Weihnachtskrippe rund zwei Dutzend Figuren zu bestellen. Im Ablauf von drei Jahren sind diese dann für uns hergestellt worden. Als unsere Kinder langsam die Schulzeit abschlossen, war es uns erst möglich, allein in die Ferien zu fahren. Für meine Frau waren dies immer glückliche und unbeschwerte Tage ohne hauswirtschaftliche Verpflichtungen. Unser ausgesuchtes Ferienziel lag zehn Jahre im Südtirol, wo wir mit der Zeit den Grossteil der vielen landschaftlichen und kulturellen Sehenswürdigkeiten, vieles zu Fuss, kennen lernten. Später haben uns mache Reisen durch das von uns geliebte Österreich gebracht, und wir sind dem grossen kunst- und kulturgeschichtlichen Erbe dieses schönen Landes nachgegangen.

Ende 1988 hatte meine Frau mit ernsthaften gesundheitlichen Schwierigkeiten zu kämpfen, ohne dass man die Ursachen feststellen konnte. Anfang 1989 hat dann ein Neurologe die Parkinson-Krankheit diagnostiziert. Die medikamentöse Behandlung hat blitzartig ihren Zustand verbessert und in den folgenden Jahren war ein fast normales Leben möglich. Mit der Zeit hat sich ihr Zustand allerdings verschlechtert und langsam wurden viele Teile des Organismus von der Krankheit erfasst. Ab einem gewissen Zeitpunkt waren Ferienaufenthalte nicht mehr möglich, gemeinsame Spaziergänge haben sich von einer Stunde auf eine halbe und noch weniger reduziert. Nach etwa drei Jahren schwerer Pflegebedürftigkeit zu Hause war eine Überführung in ein Pflegeheim unausweichlich. Im Krankenhaus am Süssbach in Brugg hat sie nun fast drei Jahre verbracht, und ich musste in dieser Zeit bei meinen fast täglichen Besuchen erfahren, wie ein Mensch langsam zerfällt. Meine Frau hat krankheitsbedingt auch die Sprache verloren und wenn sie gelegentlich ein, zwei oder drei Worte verständlich sprechen konnte, war dies für mich bereits ein Erfolgserlebnis.

In den guten und glücklichen Jahren ihres Lebens war meine Frau eine vorbildliche Lebensgefährtin. Wir haben viel über die Voraussetzungen einer guten Partnerschaft gesprochen: Das «Du» ist vor allem anderen wichtig für ein gutes Zusammenleben. Sie hat das immer praktisch vorgelebt, das «Du» gross geschrieben und das «Ich» klein. So hat sie mir niemals Vorwürfe gemacht, wenn ich oft abends oder jahrelang an Samstagen im Geschäft gearbeitet habe, um meine vielen Aufgaben bewältigen zu können. Sie hat es vermieden, mich noch mit zusätzlichen Sorgen zu belasten.

Meine Frau hat sehr viel gelesen. Nebst der täglichen Zeitungslektüre und den abonnierten Zeitschriften sind viele Bücher durch ihre Hand gegangen, die ihr in unserer Sammlung reichlich zur Verfügung standen und die ich ihr manchmal auch aussuchte. Biographien liebte sie sehr und oft hat sie mir vom Lesestoff erzählt, da ich selber nicht zum Lesen kam. So erinnere ich mich beispielsweise gut an das «Tagebuch der Anna Magdalena Bach», der Frau von Johann Sebastian Bach, die grosse Probleme und Sorgen mit ihrem genialen und berühmten Mann zu teilen hatte, und deren beider Leben mit vielen Schwierigkeiten und Misserfolgen durchdrungen war.

Meine Frau hat sich auch mit Freude der Gartenarbeit gewidmet. Die Ernte war ihre hauptsächliche Domäne, doch war sie mir auch bei vielen anderen Arbeiten behilflich im grossen Schrebergarten –, wir waren über Jahre in gewissen Bereichen Selbstversorger. Die Besorgung des Gartens war ein Fitnessprogramm und die Nähe zur Natur war daneben die Triebfeder für unser Tun.

Bei zahlreichen meiner gestalterischen Arbeiten oder von mir verfassten Texten war sie meine kritische Bezugsperson und Ratgeberin und hat mich in meiner Arbeit bestärkt oder teils durch gute Ideen mitgewirkt. Momente der Entspannung in unser kargen Freizeit brachten hin und wieder Theater- und vor allem Konzertbesuche. Sie liebte speziell grosse Chorkonzerte in guten Besetzungen, hat sie doch während vieler Jahre im Kirchenchor Dietikon mitgewirkt. 

In den vergangenen fast drei Jahren ihres Aufenthaltes im Krankenheim habe ich nach und nach bemerkt, was sie alles im Haushalt für uns besorgt hatte. Ich denke an die Kochkünste, an die Reinigungsarbeiten, das Waschen und Bügeln. Viele Sachen bemerke ich erst jetzt, wenn ich sorgfältig geflickte Wäsche oder Kleider in den Händen halte, die ohne mein Zutun einmal ausgeführt wurden. Vieles lerne ich erst jetzt richtig schätzen.

Nun hat dieses Leben ein Ende gefunden und Rosemarie ist von ihrem Leiden erlöst worden. Wenn uns dies auch bewusst ist, trauern wir doch um die Verstorbene, die uns so viel gegeben und uns ein ausserordentliches und bewunderungswürdiges Beispiel vorlebte. Der Evangelist Johannes hat viele Worte von Jesus festgehalten, so auch den Hinweis «Im Hause meines Vaters sind viele Wohnungen». Ich bin überzeugt, dass meine liebe Frau und Mutter unserer Kinder eine dieser Wohnungen für die Ewigkeit erhalten hat. In unseren Gedanken wird sie weiterleben.

Letzte Änderung: 17.10.2013