«Ich bin schwul – und das ist auch gut so»

Klaus Wowereit, der Regierende Bürgermeister von Berlin, zu Gast bei Network in Zürich

Als etwas Spezielles, etwas Glanzvolles sind die Club Dinners konzipiert. Der Rahmen im «Baur au Lac Club» und die hochkarätigen Gäste machen diese Abende zu einem Event erster Güte. Die Männer des «Kultur-Round-Table» konnten sich jetzt noch steigern und mit der Einladung an Klaus Wowereit, dem Regierenden Bürgermeister von Berlin, setzten sie ein absolutes Highlight, welches kaum noch zu überbieten sein wird.

Diesmal, nicht wie üblich montags, sondern an einem Freitag, fanden sich Networker und ihre Gäste, zusammen 130 Männer, ein zum Apéro im «Baur au Lac». Nicht im «Club», sondern im Vestibül des Hauptgebäudes. In erwartungsvoller Stimmung begrüssten sich die Networker aus allen Regionen. Da mischte sich Klaus Wowereit und sein Lebenspartner Jörn Kubicki unter die Gäste und mit Blitzlichtgewitter à la Hollywood wurde der Moment festgehalten...

Begrüssungsworte von Raphael Thürlemann

Pünktlich um zehn vor acht öffneten sich die Türen zum angrenzenden grossen, eleganten Festsaal. Nachdem alle Platz genommen hatten, eröffnete Raphael Thürlemann, der Leiter der «Kultur-Round-Table», den Abend mit einer kurzen Einführung:

«Sehr geehrter Herr Regierender Bürgermeister, sehr geehrter Herr Kubicki, werte Gäste, liebe Freunde, seien Sie herzlich willkommen! Es ist mir eine Ehre und eine Freude, Sie alle zu unserem 6. Club Dinner begrüssen zu können.

Als wir einen Brief an den Regierenden Bürgermeister von Berlin geschrieben haben, hatten wir das Gefühl: Eigentlich spinnen wir ja. Und dann sagten Sie zu. Umgehend, schnörkellos, spontan. Und jetzt scheint es uns, als ob dies alles nicht ganz real sei. Aber Sie sitzen wirklich da, zusammen mit Ihrem Partner. Mitten unter 130 Networkern, die alle freudig, voll Interesse und auch ein wenig neugierig gekommen sind, um Sie, verehrter Herr Wowereit, zu erleben. Danke, dass Sie unsere Einladung so spontan angenommen haben.

Wir haben den heutigen Anlass mit Ihrem weltberühmten Satz ‚Ich bin schwul und das ist gut so' angekündigt.» Da meldete sich Herr Wowereit zu Worte und meinte, dieser Satz würde immer falsch zitiert, er habe gesagt: «Ich bin schwul, und das ist auch gut so.» «Da sieht man mal, wie ungenau die Medien sein können... – aber so wie ich den Satz zitiert habe, kennt ihn jeder...», entgegnete Raphael «...und jeder weiss, von wem er stammt. Spass beiseite: Für jeden von uns ist dieser Satz eine Wohltat. Sie haben der Gay Community einen unschätzbaren Dienst erwiesen. Sie haben uns einen grossen Schritt vorwärts gebracht auf dem Weg zu gesellschaftlicher Normalität und Unaufgeregtheit! Ganz speziell auch meiner Generation hilft Ihre Haltung und die dazugehörende Selbstverständlichkeit ungemein viel. Bei einem Coming-out beispielsweise müssen Eltern heute nicht mehr vor Schreck erstarren oder sich vor Scham verkriechen, weil sie die gesellschaftliche Ächtung fürchten und ihr Kind als Versager sehen. Dank solchen mutigen Schritten, dank Ihrem Vorbild können sie heute gelassen sagen: Wenn einer, der es zu Amt und Würden gebracht hat, einer also der es ‚geschafft' hat, auch schwul ist und es in aller Offenheit kundtut, dann wird unser Sohn wohl auch seinen Weg machen können.

Ich will die Gelegenheit wahrnehmen Ihnen für diesen Satz in all seiner Tragweite unsern besten Dank auszusprechen. Mir persönlich haben Sie damit auch viel geholfen. Dass wir einem solchen Vorbild heute Abend begegnen dürfen, ist wunderbar. Seien Sie darum besonders herzlich willkommen!

Einmal mehr geht ein spezieller Dank an unseren Interviewer, der sich langsam, aber sicher vom Star-Moderator des Schweizer Fernsehens zum Exklusiv-Moderator des Networks wandelt – herzlich willkommen, Kurt Aeschbacher!

Wir haben heute Abend, lieber Herr Wowereit, einige Freunde da, die in der Schweizer Politik mitarbeiten – ich darf sie Ihnen vorstellen: Claude Janiak aus Basel, Mitglied des Nationalrates, dem Äquivalent des Deutschen Bundestages, er ist Sozialdemokrat und stellt sich jetzt im Herbst zur Wiederwahl, ferner einer unserer Kandidaten für den Nationalrat, der mitten im Wahlkampf steckt: Hans-Peter Portmann, FDP, die ja in ihrer staatstragenden Bedeutung eher mit Ihrer CDU zu vergleichen wäre... Ich nehme an, dass unsere Politiker gespannt sind, ob Sie ihnen ein unfehlbares Rezept geben können, wie man Wahlen gewinnt.

Gestatten Sie, dass ich Ihnen auch das schwule Paar vorstelle, welches vor wenigen Wochen als aller erstes Paar in Zürich, nach 47 Jahren Partnerschaft, standesamtlich eingetragen wurde – Röbi Rapp und Ernst Ostertag!»

Nach diesen prägnanten Worten hatte uns Raphael noch einige organisatorische Dinge zu sagen: «Liebe Freunde, das Programm für heute Abend – gleich im Anschluss wird der erste Gang aufgetragen, damit wir dann gestärkt dem Gespräch zwischen Klaus Wowereit und Kurt Aeschbacher lauschen können. Alsdann folgen Hauptgang und Dessert – und zum Schluss eine Änderung des sonst Üblichen – wer den heutigen, ganz besonders aufregenden Abend mit einem kühlen Bier beschliessen will – wir treffen uns nicht wie sonst üblich in der Bar «Rive Gauche», sondern im «Diagonal» drüben im Souterrain des «Clubs». Dort haben wir Platz und sind ziemlich unter uns. Herr Wowereit und Herr Kubicki werden zu unserer grossen Freude auch noch mitziehen. – Ich wünsche Euch einen vergnüglichen und anregenden Abend!»

Als Vorspeise wurde ein vorzügliches «Fines feuilles de saumon mariné à l'aneth» mit «Sauce moutarde au miel» aufgetragen. Und dann nahmen Klaus Wowereit und Kurt Aeschbacher vor den Gästen Platz.

Der berühmte Satz und die Wahl

Die erste Frage von Kurt Aeschbacher an Klaus Wowereit war: «Ich bin schwul, und das ist auch gut so. Dieser Satz von einem unbekannten Politiker ist um die Welt gegangen und damit berühmt geworden. Ist Schwulsein etwas Besonderes?»

Klaus Wowereit: «Als Politiker darf man auch heterosexuell oder bisexuell sein.»

 

«Das war aber doch ein schwieriger Satz?»

«Es gab dazu eine Vorgeschichte. Als es in der grossen Koalition zum Krach kam, war es ziemlich rasch klar, dass ich als Fraktionspräsident der SPD das Amt des Bürgermeisters übernehmen sollte. Übrigens Fraktionspräsident ist kein unbedeutendes Amt, nur die Medien machen halt einen Rummel um die erste Person und die anderen, welche auch wertvolle Arbeit leisten, rücken in den Hintergrund.

Um einer Schlammschlacht vorzubeugen, habe ich an der Sitzung des Landesvorstandes meiner Partei, hinter geschlossenen Türen, nach der Nomination gesagt, dass es noch ein Problem gäbe – ich sei schwul. Das hat niemanden besonders interessiert, viele wussten es ja bereits von mir, alle waren froh dass die unglücksselige Zeit der grossen Koalition dem Ende zuging.

Ich habe nicht damit gerechnet, dass meine Aussage als Signal wirken könnte. Aber Freunde aus der Partei verbreiteten in der schwullesbischen Szene die Nachricht, dass der nächste Bürgermeister von Berlin schwul sei. Das schlug ein wie eine Bombe, es war in aller Munde.

Alles ging sehr schnell, am Mittwoch war die Koalition am Ende, am Freitag wurde ich nominiert. Am Samstagmorgen, ich war gerade am Hemden bügeln, das muss man halt so machen, hat mich ein Journalist von der Berliner Zeitung angerufen, er wollte mit mir ein Interview und wissen wie ich zur schwulen Szene stehe. Die haben auch begonnen in der Szene zu recherchieren.»

 

«Dann folgte die Pressekonferenz mit Schröder, wo sie den berühmten Satz gesagt haben. Wie lange haben sie sich den überlegt?»

«Der war überhaupt nicht überlegt, der kam aus dem Bauch heraus. Nach dem Rummel musste ich etwas sagen. Die Tragweite dieser Worte ist mir erst nach der gelungenen Wahl bewusst geworden. Konservative Kreise behaupteten das sei ein PR-Gag meiner Partei – eine völlig abstruse Auslegung. Ich habe mich vorher nie speziell um die Emanzipation von Schwulen gekümmert, ich bin eigentlich ein Finanzspezialist.»

 

«Gibt die Tatsache, dass ein Politiker als schwul bekannt ist, Bisshemmungen?»

«Nein, sicher nicht. Ich bin ein schwuler Politiker, ich mache aber keine schwule Politik. Ich bin zwar gleich nach der Wahl an das schwullesbische Strassenfest und an den CSD gegangen. Heute beschränke ich mich auf drei grosse schwullesbische Events im Jahr, an denen ich anwesend bin. Ich möchte keinen permanenten Wahlkampf in meiner Person in der Szene machen.»

 

«Haben Ihre Politiker-Kollegen Berührungsängste?»

«Das kann man nicht per se sagen. An den ersten Veranstaltungen, an die ich als Bürgermeister mit meinem Partner gegangen war, war das ein Thema. Die Leute haben sich aber daran gewöhnt, heute sind wir als Paar nicht mehr besonders interessant.»

Das private Leben

«Wie schwierig ist es ein privates Leben zu führen?»

«Das ist eine gute Frage. Überall in Deutschland und überall wo Deutsche hingehen bin ich bekannt. Die Amerikaner kennen mich nicht, ich geniesse es mich unter sie zu mischen. Mit meiner Bekanntheit leben zu müssen, da fühle ich mich manchmal als Opfer, manchmal aber auch als Täter.»

 

«Macht es Angst unter die Leute zu gehen?»

«Am Tag der Wahl wurde ich bei meiner Ankunft von der Sicherheit am Bahnhof Zoo 'verhaftet'. Das war gewöhnungsbedürftig. Seither gehe ich nur noch mit Bodyguards auf die Strasse.»

 

«Man hört immer wieder von Prominenten, die eine Beziehung zu einem Bodyguard haben. Wie attraktiv sind denn Ihre?»

«Es kümmern sich 13 Bodyguards um mich, rein statistisch sollten darunter zwei bis drei Schwule sein, besonders in Berlin. Ich habe allerdings bis jetzt bei keinem eine besondere Neigung entdeckt. Ich möchte auch nicht in die Fussstapfen von Prinzessin Stephanie geraten, ich bleibe lieber der Klaus» (schmunzelt).

 

«So umgeben zu sein von Bodyguards, wie belastend ist das für Ihre Beziehung?»

«Wir machen vieles gemeinsam in der Öffentlichkeit, da ist es nicht besonders störend. Ich arbeite Montag bis Sonntag meist bis weit in die Nacht hinein, wir leben nicht zusammen in der gleichen Wohnung, Jörn hat genug eigenen Freiraum. Er hat viel Verständnis für mich und es macht ihm nichts aus, einen Schritt hinter mir zu stehen. Es macht ihm auch Spass, an formelle Abendessen zu gehen, so sind wir doch recht oft zusammen.»

 

«Wer bestimmt bei euch wo's lang geht?»

«In Beziehungssachen eindeutig der Jörn.»

Zur Herkunft

«Sie sind seit Ihrem 18. Lebensjahr in der Partei. Wie stark hat Sie das geprägt.»

«Ich komme aus bescheidenen Verhältnissen, wir waren fünf Geschwister, meine Mutter hat geputzt. Dank den von der sozial-liberalen Regierung Brandt beschlossenen Fördermassnahmen war ich der erste in der Familie, der studieren konnte. Ich renn' aber nicht mit einer Proletariervergangenheit herum, es ging mir in der Jugend nicht schlecht.»

 

«Ihre Mutter ist früh gestorben, zwei Ihrer Geschwister auch, ein Bruder ist an den Rollstuhl gebunden, wie stark prägen solche Schicksalsschläge?»

«Man überlebt trotz solchen Begebenheiten, ich fühle mich für mich selbst verantwortlich. Es gab viel Elend, es hat sich so ergeben. Ich habe diese Erfahrungen gemacht, andere machen diese nicht, jeden prägt das Leben anders. Der Reiche braucht den Staat nicht, arme Familien brauchen ihn. Es gibt eine lange Diskussion in Deutschland für was der Staat verantwortlich sein soll, er kann aber nicht alles regeln, wie das manche Gewerkschafter in meiner Partei wünschen. Wir müssen den Staat zurückbinden, wir brauchen wieder mehr Eigenverantwortung, wir müssen vieles angehen und ändern. Sonst erstickt das Individuum.»

Der Politiker

«Sie sind ein erfolgreicher Vollblutpolitiker, wie wird man das?»

«Ich gehöre zu den Menschen, die gerne kommunizieren. Ich gehe beispielsweise auch zum Unternehmensverband, was nicht alle aus der Partei machen. Und ich gehöre zu den Leuten, die sagen, was sie meinen. Allerdings bestimmte Dinge muss man in Dosierungen sagen, doch ich habe meine Überzeugungen und bleibe dabei. Es ist besser ehrlich zu sein, à la longue ist man damit erfolgreicher. Es ist unheimlich schwer in unserer Wohlstandgesellschaft etwas zu verändern. Alle wollen mitreden, konkrete Veränderungen werden aber abgelehnt. Wenn der an der Spitze nicht vorgeht, verändert sich nichts, alles bleibt beim Alten.»

 

«Berlin sei pleite, heisst es. Stimmt das?»

«Eigentlich schon. Berlin hat Ausgaben von 22 Milliarden Euros, das sind etwa 4 Milliarden zuviel. Wenn bei den Privaten zuviel Geld ausgegeben wird, kommt unweigerlich der Moment, wo man keine Kredite mehr bekommt. Viele meinen beim Staat gelte dies nicht, man habe immer genug für alle Begehrlichkeiten. Dabei sind Schulden nur Umlagerungen in die Zukunft, ich möchte nicht alles an die zukünftigen Generationen delegieren. Ich habe von der Vorgängerregierung einen grossen Schuldenberg übernehmen müssen, jedes Jahr bezahlen wir 2,4 Milliarden an Zinsen, mit diesem Geld könnte man doch schon einiges machen für unsere 3,5 Millionen Einwohner (ca. 700 Euro pro Kopf, ca. 1'700 Euro pro Steuerzahler, Anmerkung der Redaktion). Wir müssen etwas verändern, es ist aber unendlich schwierig.»

 

«Haben Sie manchmal am Morgen das Gefühl, wie kann ich das bloss schaffen?»

«Nö!»

 

«Was macht Ihnen an Ihrer Tätigkeit besondere Freude?»

«Natürlich ein Tag wie heute, wo ich an eine solche Veranstaltung eingeladen werde. Obwohl ich es als Bürgermeister von München oder Hamburg einfacher hätte, bin ich gerne in Berlin. Es ist eine unheimlich spannende Stadt, sie ist ein wunderbarer Nährboden für vieles Neue, noch nicht alles ist fertig. Berlin ist eine junge Stadt, mehr als die Hälfte der Einwohner ist unter 35. Es geht nach vorne mit ihr, es gibt auch viele Sympathiebekundungen, überall wo ich hingehe spüre ich Optimismus.»

 

«Was passiert, wenn Sie beim Kanzleramt anklopfen?»

«Der Schröder macht mir die Tür auf.»

 

«Werden Sie mal ein Nachfolger von ihm?»

«Als Politiker sollte man nie «nie» sagen. Das Wichtigste was man als Politiker tun muss, ist seinen Job gut zu machen. Man sollte seine Tätigkeiten nicht nur als Schritte zur Spitze verstehen, das höchste Amt als die Erfüllung per se auffassen. Vieles kommt ganz von alleine.»

 

«Sind Sie jetzt ganz ehrlich?»

«Ja absolut. Ich gehöre zu den Personen, die zugreifen, wenn das Schicksal es will. Doch vieles hängt von Zufällen ab. Ich wäre nicht Stadtrat geworden, wenn der Amtsvorgänger nicht vorzeitig zurückgetreten wäre. Und an der Wahl zum Bundestagsabgeordneten bin ich wegen einer Stimme gescheitert. Ich sässe jetzt nicht hier, wenn es damals geklappt hätte.»

 

«Gibt es eine Lust am Ausüben der Macht?»

«Es ist schon Eitelkeit dabei. Aber man gewöhnt sich daran. Fraktionsvorsitzender im Stadtrat war keine unwichtige Position. Jeder der sich voll für die Politik engagiert, muss mit Macht umgehen können.»

 

«Hat ihr Schwulsein Ihre Karriere beeinflusst?»

«Glaube ich nicht, ich war ein ganz normaler Abgeordneter. Es gab einen Gegenkandidaten für das Amt des Fraktionspräsidenten, der kommt von der Gewerkschaftsseite und wollte in eine total andere Richtung. Die Abgeordneten wollten das aber nicht. Ich vertrete nicht die traditionelle Partei, ich stehe zwar politisch links, bin aber nicht dogmatisch. Das war gefragt, nicht meine sexuellen Präferenzen.»

Zur Person

«Führt man als Schwuler anders?»

«Das ist Unsinn. Von Frauen sagt man auch sie machen eine weichere Politik, da möchte ich nur an Margret Thatcher und Indira Gandhi erinnern, beide führten Kriege und waren auch sonst nicht dafür bekannt, besonders zimperlich zu sein.»

 

«Werden sie öfters mal zickig?»

«Nein. Wenn mal etwas schief läuft, kann ich aufbrausen und sehr laut werden. Ich bin aber eine Waage, nach 10 Minuten ist die Aufregung normalerweise wieder vorbei.»

 

«Ich merke, Sie sind kein emanzipierter Schwuler.»

«Eine Partnerschaftsregelung brauche ich nicht. Mich hat die ganze Diskussion darob nie interessiert. Über das Echo aus der Szene habe ich mich aber sehr gefreut und meine Einstellung zu deren Nöten und Wünschen haben sich verändert. Ich bin mir heute bewusst, dass ich für viele in der Gay-Community eine Vorbildfunktion habe. Liberalität und Offenheit sind mir ein grosses Anliegen. Ich setze heute bewusst andere Akzente in diesen Fragen.»

 

«Wie ist ihre Einstellung zur Adoption?»

«Finde ich richtig, das muss noch erkämpft werden. Die Adoptionsmöglichkeit für gleichgeschlechtliche Paare gehört zur Gleichstellung und ist eine Weiterentwicklung des Bürgerrechts. Ich persönlich würde allerdings eine Adoption nicht wollen.»

 

«Vor einem Jahr haben Sie in einem Interview noch Unsicherheit in dieser Frage gezeigt.»

«Richtig».

 

«Was für eine Art Gesellschaft wünschen Sie sich?»

«Das Wichtigste ist der Schutz von Religionsgemeinschaften und Minderheiten. Es gibt kein Recht andere zu diskriminieren. Ich werde mich immer dafür einsetzen, dass Ausgrenzung und Diskriminierung in der Gesellschaft keine Chance haben. Es ist meine Aufgabe als Bürgermeister, mein persönliches Anliegen, Familien, Minderheiten und gesellschaftliche Randgruppen zu schützen. Ich möchte ein Garant sein für ein Klima der Offenheit und Toleranz. Dazu braucht es jeden Tag den Aufstand der Anständigen. Man muss sich vernetzen, damit man nicht Diskriminierung erfahren muss, wie sie es mit ihrem Netzwerk Network machen. Ein schwuler Bürgermeister allein macht noch keine tolerante Gesellschaft.»

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